Brekina kann nichts dafür
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Hartmut Thomas
Lutz Dinger
Björn "Rossi" Rossmeisl
7 verfasser
Seite 1 von 1
Brekina kann nichts dafür
Hallo!
Es ist schon eine Weile her, als im Eisenbahnkurier 7/2015, S. 110-113, ein Artikel zum Thema "Abenteuer Fernost-Fertigung. Produktion in China: Lösung oder Problem?" erschienen ist. Im EK 9/2015, S. 120/121, sind dazu Stellungnahmen der Firmen PIKO, MBW Spur 0 GmbH und Brekina zu lesen. Da ja Brekina zu großen Teilen im Modellautosektor tätig ist und sicher nicht jeder hier den EK zur Verfügung hat (ich habe ihn auch erst vor kurzen bekommen), stelle ich dieses Schreiben mal hier ein. Und bevor jemand wieder mit Urheberrecht kommt, habe ich es mal abgeschrieben.
Zitat:
Ich habe Ihr Heft 7/2015 gelesen und danke für die umfassende sachliche Darstellung, die sehr viel Detailwissen verrät. Es ist meines Erachtens die erste sachgerechte Darstellung der komplexen China-Problematik unserer Branche überhaupt.
Nicht anschließen kann ich mich aber Ihrem Kommentar zu Frage der Qualitätssicherung. Das sehe ich völlig anders: Unstrittig ist, dass der Käufer eines jeden Produktes eine hochwertige Qualität erwarten kann. Was genau darunter zu verstehen ist, dürfte zwar bisweilen strittig sein, trotzdem gibt es einen gewissen Grundkonsens. Ist er aber auch moralisch dafür verantwortlich? Kann er überhaupt etwas verbessern?
Als wir vor gut 15 Jahren mit dem Bezug von in China gefertigten Waren begonnen hatten, fiel uns auf, dass es fast keine Fehler gab und das Qualitätsnivau deulich über dem unserer Fertigung in Deutschland lag.Auch bei den komplizierteren Eisenbahnmodellen lag die Reklamationsquote anfangs der 2000er Jahre unter 1%. Diese hervorragenden Werte erreichen wir heute leider nicht mehr. Der Prozentsatz ist auf ca. 3% gestiegen. Das ist aus unserer Sicht immer noch kein Grund, von einem großen Problem zu sprechen. Die Ursache für Ausfälle kann der Hersteller kaum beeinflussen. Es liegt keinesfalls an der wohl von Ihnen vermuteten Nachlässigkeit der Kontrolle. Ich sage, es sind die in China fertigenden Unternehmen, die den veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr gerecht werden können.
Wie Sie richtig darstellen, gab es in den letzten Jahren grundlegende Änderungen im chinesischen Wirtschaftsgeschehen. Selbstbewusste Arbeitskräfte mit hoher Voatilität (Unbeständigkeit, Anm. der Redaktion) und geringen Verantwortungsbewusstsein haben die industriellen Arbeitsprozesse bei unverändert geringer Produktivität nachhaltig geschwächt. Salopp gesagt, ist vielen Arbeitern der plötzlich gewachsene Wohlstand zu Kopf gestiegen und die Arbeitgeber haben kaum Möglichkeiten, dem entgegenzutreten.
Ich darf Ihnen versichern, dass wir hinsichtlich der Fertigungskontrolle heute viel mehr Aufwand treiben als noch vor einigen Jahren. Wir besuchen Unternehmen, kontrollieren die Abläufe, prüfen Muster sorgfältig und erhalten trotzdem nicht die erwartete Leistung. Die „Gegenkräfte“ sind oft stärker. Qualität – so heißt es in der Industrie – muss produziert und darf nicht kontrolliert werden. Wenn erst die Kontrollabteilung für die Qualität verantwortlich ist, ist das Spiel längst verloren.
Die Großen der Branche haben versucht, mit eigenen Mitarbeitern diesem Negativtrend entgegenzuwirken. Es hat nicht funktioniert denn selbst der kritischste Kontrolleur kann nicht gegen das oft trickreiche Vorgehen in den Unternehmen anarbeiten.
Eine ständige Präsenz vor Ort, wie man sie aus Ihren Worten entnehmen kann, ist bei realistischer Betrachtung unbezahlbar. Die Preise der Produkte würden explodieren. Der Gewinn an Verbesserungen wäre nur marginal. Dazu gibt es viele Untersuchungen. Nicht zuletzt muss man sehen, dass eine Fertigung in Deutschland oder Europa auch nicht besser laufen würde.
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Branche für ihre Lieferanten nur noch von geringer Bedeutung ist. Wir kleinen haben weder Die Kraft noch das Geld, unsere Anforderungen durchzusetzen.
Werner Hartung, Brekina Modellspielwaren GmbH
Zitat Ende
So können wir uns jede weitere Diskussion und Briefe bzw. Mails an Brekina über die Qualität der Produkte ersparen. Man hat also in punkto Qualitätsvorgaben vor den chinesischen Produktionsfirmen kapituliert. Die Chinesen machen was sie wollen, und in Europa und Deutschland ist es auch nicht besser. Das ist eigentlich nur noch traurig.
Allerdings kann ich mir folgenden "Seitenhieb" nicht ersparen: Sind für konstruktive Mängel wie die fehlenden Türgravuren beim Wartburg nun die "Arbeitskräfte mit hoher Voatilität" oder das "trickreichen Vorgehen in den Unternehmen" verantwortlich.
Mich persönlich würden zu diesem Thema auch die (sachlichen) Meinungen anderer Foristen, besonders derer, die sich auch besser damit auskennen, interessieren. Allerdings weiß ich nicht, ob zu diesem Thema Diskussionen erwünscht sind. Vielleicht kann einer der Admins was dazu sagen.
Dieser Beitrag richtet sich von mir keinesfalls gegen Brekina, allerdings kommen mir beim lesen des Artikels schon ein paar Fragen auf.
der Rossi
Es ist schon eine Weile her, als im Eisenbahnkurier 7/2015, S. 110-113, ein Artikel zum Thema "Abenteuer Fernost-Fertigung. Produktion in China: Lösung oder Problem?" erschienen ist. Im EK 9/2015, S. 120/121, sind dazu Stellungnahmen der Firmen PIKO, MBW Spur 0 GmbH und Brekina zu lesen. Da ja Brekina zu großen Teilen im Modellautosektor tätig ist und sicher nicht jeder hier den EK zur Verfügung hat (ich habe ihn auch erst vor kurzen bekommen), stelle ich dieses Schreiben mal hier ein. Und bevor jemand wieder mit Urheberrecht kommt, habe ich es mal abgeschrieben.
Zitat:
Ich habe Ihr Heft 7/2015 gelesen und danke für die umfassende sachliche Darstellung, die sehr viel Detailwissen verrät. Es ist meines Erachtens die erste sachgerechte Darstellung der komplexen China-Problematik unserer Branche überhaupt.
Nicht anschließen kann ich mich aber Ihrem Kommentar zu Frage der Qualitätssicherung. Das sehe ich völlig anders: Unstrittig ist, dass der Käufer eines jeden Produktes eine hochwertige Qualität erwarten kann. Was genau darunter zu verstehen ist, dürfte zwar bisweilen strittig sein, trotzdem gibt es einen gewissen Grundkonsens. Ist er aber auch moralisch dafür verantwortlich? Kann er überhaupt etwas verbessern?
Als wir vor gut 15 Jahren mit dem Bezug von in China gefertigten Waren begonnen hatten, fiel uns auf, dass es fast keine Fehler gab und das Qualitätsnivau deulich über dem unserer Fertigung in Deutschland lag.Auch bei den komplizierteren Eisenbahnmodellen lag die Reklamationsquote anfangs der 2000er Jahre unter 1%. Diese hervorragenden Werte erreichen wir heute leider nicht mehr. Der Prozentsatz ist auf ca. 3% gestiegen. Das ist aus unserer Sicht immer noch kein Grund, von einem großen Problem zu sprechen. Die Ursache für Ausfälle kann der Hersteller kaum beeinflussen. Es liegt keinesfalls an der wohl von Ihnen vermuteten Nachlässigkeit der Kontrolle. Ich sage, es sind die in China fertigenden Unternehmen, die den veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr gerecht werden können.
Wie Sie richtig darstellen, gab es in den letzten Jahren grundlegende Änderungen im chinesischen Wirtschaftsgeschehen. Selbstbewusste Arbeitskräfte mit hoher Voatilität (Unbeständigkeit, Anm. der Redaktion) und geringen Verantwortungsbewusstsein haben die industriellen Arbeitsprozesse bei unverändert geringer Produktivität nachhaltig geschwächt. Salopp gesagt, ist vielen Arbeitern der plötzlich gewachsene Wohlstand zu Kopf gestiegen und die Arbeitgeber haben kaum Möglichkeiten, dem entgegenzutreten.
Ich darf Ihnen versichern, dass wir hinsichtlich der Fertigungskontrolle heute viel mehr Aufwand treiben als noch vor einigen Jahren. Wir besuchen Unternehmen, kontrollieren die Abläufe, prüfen Muster sorgfältig und erhalten trotzdem nicht die erwartete Leistung. Die „Gegenkräfte“ sind oft stärker. Qualität – so heißt es in der Industrie – muss produziert und darf nicht kontrolliert werden. Wenn erst die Kontrollabteilung für die Qualität verantwortlich ist, ist das Spiel längst verloren.
Die Großen der Branche haben versucht, mit eigenen Mitarbeitern diesem Negativtrend entgegenzuwirken. Es hat nicht funktioniert denn selbst der kritischste Kontrolleur kann nicht gegen das oft trickreiche Vorgehen in den Unternehmen anarbeiten.
Eine ständige Präsenz vor Ort, wie man sie aus Ihren Worten entnehmen kann, ist bei realistischer Betrachtung unbezahlbar. Die Preise der Produkte würden explodieren. Der Gewinn an Verbesserungen wäre nur marginal. Dazu gibt es viele Untersuchungen. Nicht zuletzt muss man sehen, dass eine Fertigung in Deutschland oder Europa auch nicht besser laufen würde.
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Branche für ihre Lieferanten nur noch von geringer Bedeutung ist. Wir kleinen haben weder Die Kraft noch das Geld, unsere Anforderungen durchzusetzen.
Werner Hartung, Brekina Modellspielwaren GmbH
Zitat Ende
So können wir uns jede weitere Diskussion und Briefe bzw. Mails an Brekina über die Qualität der Produkte ersparen. Man hat also in punkto Qualitätsvorgaben vor den chinesischen Produktionsfirmen kapituliert. Die Chinesen machen was sie wollen, und in Europa und Deutschland ist es auch nicht besser. Das ist eigentlich nur noch traurig.
Allerdings kann ich mir folgenden "Seitenhieb" nicht ersparen: Sind für konstruktive Mängel wie die fehlenden Türgravuren beim Wartburg nun die "Arbeitskräfte mit hoher Voatilität" oder das "trickreichen Vorgehen in den Unternehmen" verantwortlich.
Mich persönlich würden zu diesem Thema auch die (sachlichen) Meinungen anderer Foristen, besonders derer, die sich auch besser damit auskennen, interessieren. Allerdings weiß ich nicht, ob zu diesem Thema Diskussionen erwünscht sind. Vielleicht kann einer der Admins was dazu sagen.
Dieser Beitrag richtet sich von mir keinesfalls gegen Brekina, allerdings kommen mir beim lesen des Artikels schon ein paar Fragen auf.
der Rossi
Björn "Rossi" Rossmeisl- Anzahl der Beiträge : 995
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Re: Brekina kann nichts dafür
Der wirklich letztendlich leidtragende ist meiner Meinung nach der Händler.Schau ich mir im Laden ein Modell an entscheide ich ob ich kaufe oder es liegenlasse.Im Falle des Wartburg warte ich bis sich mal ein Sonderangebot ergibt,dann kann ich die Tür auch noch nachträglich gravieren.Das mit der Produktion Made in China auch jede Menge Nachteile erkauft werden war schon zu erwarten.Ist die Technik und das Know How erst mal vor Ort wird der Markt auch mal ganz schnell überschwemmt.Das kann sich für manchem Hersteller als Bummerang erweisen.Das Copyright und Umweltverträglichkeit in China nicht so ernst genommen werden ist nicht neu.Der Kunde entscheidet immer noch ob sich ein Modell als Erfolg erweist oder als Ladenhüter.Ich muß nicht jede Neuheit gleich und sofort haben manchmal zahlt sich etwas abwarten durchaus aus.Dann wandern eben für den selben Preis 2 Modelle in die Vitrine.Lobenswert das sich die Hersteller selbst zu der Problematik äußern,Transparenz schafft vertrauen.Unverständniss dagegen das mehrfach versprochen wurde die nächste Serie wird nachgebessert und dann doch wieder die selben Fehler auftreten.
Grüße Lutz.
Grüße Lutz.
Lutz Dinger- Anzahl der Beiträge : 2068
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Re: Brekina kann nichts dafür
Hallo Jungs,
irgendwie schade für Brekina. Aber China kann auch anders. Siehe Ricko, vor allen die Oldtimer und der Preis, Ladenpreis bei 12€ ,war auch nicht zu teuer, eher ein Schnäppchen. Preiser läß auch in China Figuren bemalen und herstellen in guter bis sehr guter Qualität. Also China nicht gleich China
Gruß Hartmut
irgendwie schade für Brekina. Aber China kann auch anders. Siehe Ricko, vor allen die Oldtimer und der Preis, Ladenpreis bei 12€ ,war auch nicht zu teuer, eher ein Schnäppchen. Preiser läß auch in China Figuren bemalen und herstellen in guter bis sehr guter Qualität. Also China nicht gleich China
Gruß Hartmut
Hartmut Thomas- Anzahl der Beiträge : 898
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Ort : Bad Dürkheim
Re: Brekina kann nichts dafür
Hartmut Thomas schrieb:Hallo Jungs,
irgendwie schade für Brekina. Aber China kann auch anders. Siehe Ricko, vor allen die Oldtimer und der Preis, Ladenpreis bei 12€ ,war auch nicht zu teuer, eher ein Schnäppchen. Preiser läß auch in China Figuren bemalen und herstellen in guter bis sehr guter Qualität. Also China nicht gleich China
Gruß Hartmut
Ich würde formulieren: China KONNTE auch anders. Denn von Ricko bzw aus der entsprechenden Fabrik hats schon lange nichts Neues mehr gegeben.
Preiser lässt doch auf Mauritius fertigen. China wäre mir jetzt neu, oder hab ich was verpasst ?
Peter Pichl- Anzahl der Beiträge : 3699
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Ort : Mücke
Re: Brekina kann nichts dafür
Hallo Peter,
m.W. nur auf Mauritius bemalen, alles andere wäre mir auch neu.
Eine gewisse Schadenfreude gegenüber ALLEN Herstellern die auf
billigstes Auslagern setzten kann ich nicht verhelen.
Wenn ich mir vom Hersteller vorschreiben lassen muss in welcher Qualität meine
Erzeugnisse produziert werden ist irgendwas danebengegangen.
Mathias
m.W. nur auf Mauritius bemalen, alles andere wäre mir auch neu.
Eine gewisse Schadenfreude gegenüber ALLEN Herstellern die auf
billigstes Auslagern setzten kann ich nicht verhelen.
Wenn ich mir vom Hersteller vorschreiben lassen muss in welcher Qualität meine
Erzeugnisse produziert werden ist irgendwas danebengegangen.
Mathias
Mathias Bengsch- Anzahl der Beiträge : 4260
Anmeldedatum : 10.05.12
Alter : 61
Ort : Wittstock
Re: Brekina kann nichts dafür
....wir haben doch nun überall verkehrte Welt........
Jochen Dressel- Anzahl der Beiträge : 3307
Anmeldedatum : 04.11.12
Ort : Mitteldeutschland
Re: Brekina kann nichts dafür
Qualitätsprobleme bei deutscher Produktionsstätte???
Meine letzten Neukäufe waren von Brekina und ESPEWE.
Bei Brekina: fehlende Türgravur und vor allem Gussränder bei den vorderen Kotflügeln.
Bei ESPEWE: nicht ein Fehler, auch bei den letzten 20 ESPEWE Modellen kein Fehler. Na gut, vielleicht ein wenig zu viel Kleber beim demontieren.
Und nein, ich bekomme kein Gehalt von Stefan
Also ich sehe kein Qualitätsproblem in Deutschland, eher Grwinnsucht bei anderen Herstellern.
Meine letzten Neukäufe waren von Brekina und ESPEWE.
Bei Brekina: fehlende Türgravur und vor allem Gussränder bei den vorderen Kotflügeln.
Bei ESPEWE: nicht ein Fehler, auch bei den letzten 20 ESPEWE Modellen kein Fehler. Na gut, vielleicht ein wenig zu viel Kleber beim demontieren.
Und nein, ich bekomme kein Gehalt von Stefan
Also ich sehe kein Qualitätsproblem in Deutschland, eher Grwinnsucht bei anderen Herstellern.
Martin Krüger- Anzahl der Beiträge : 1674
Anmeldedatum : 28.11.11
Alter : 53
Ort : Ahrensburg
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